Immer wieder taucht die Frage auf, ob man noch nach dem Jugendalter mit dem Reiten anfangen kann bzw. wiederaufsteigen kann. Macht das denn noch Sinn? Ist das nicht viel zu gefährlich? Ist der Zug nicht längst abgefahren? Auf all diese Fragen ein klares Nein! Es ist wirklich nie zu spät mit dem Reiten wieder zu beginnen oder sich gar zum ersten Mal in seinem Leben auf das Abenteuer Pferd einzulassen. Sicher denkt man als Erwachsener anders über das Reiten als als Kind. Kinder denken nicht so viel beim Reiten wie die lieben Erwachsenen. Ein wenig Respekt vor dem Pferd hat noch niemandem geschadet. Ich sehe es immer wieder gerne, wenn ich Wiedereinsteiger oder Neuaufsteiger Ü30 unterrichten darf. Es ist natürlich ein ganz anderes Arbeiten wie mit Jugendlichen oder Kindern, aber ich kann aus Erfahrung nur sagen, dass sich die Gruppe der Erwachsenen und ihre Fortschritte beim Reiten wirklich sehen lassen können. Natürlich zwickt es mal ein wenig hier oder mal da, natürlich hat man als Erwachsener manchmal mehr Stress und genau da ist das Reiten genau richtig. Reiten kann ein wunderbarer Ausgleich zum Beruf sein und die Fitness und Gesundheit, sowie die Beweglichkeit des Reiters enorm verbessern. Nur noch am Rande, mein "ältester" Reitschüler sitzt mit jungen 70 Jahren zum ersten Mal auf dem Pferd.
Nachfolgend ein inspirierender Erlebnisaufsatz einer Wiedereinsteigerin:
Mein Name ist Lissy Scherm, ich bin 43
Jahre alt und Wiedereinsteigerin.
Ich bin ein bekennender Pferdenarr und
das schon seit jüngster Kindheit. Hatte damals schon mein Opa zwei Pferde auf
denen ich reiten durfte. Mit 15 habe ich in einem Reitstall ein vierwöchiges
Praktikum absolviert und nahm ab diesem Zeitpunkt meine ersten, richtigen
Reitstunden. Nachdem ich meine beiden Kinder, Manuel (12) und Jaqueline (15)
bekommen hatte, stellte ich mein Hobby in den Hintergrund und widmete mich voll
und ganz der Erziehung meiner kleinen Racker. Im Alter von 6 Jahren begann dann
schließlich auch meine Tochter mit dem Reitsport und mit ihr stieg auch ich
wieder in den Reitbetrieb ein. Ich hatte mich nach einer Zeit sehr fürs
Springen begeistert und nahm sehr oft Stunden in diesem Bereich, bis eines
Tages eine meiner Kolleginnen einen schweren Unfall mit ihrem Pferd erlitt.
Nach diesem Vorfall entschied ich mich schweren Herzens dafür, mit diesem nicht
sonderlich ungefährlichen Sport aufzuhören, musste ich ja schließlich für meine
Familie sorgen und konnte dies nicht leichtsinnig auf Spiel setzen.
Meine Tochter hingegen ritt allerdings
immer noch an demselben Stall und wünschte sich dort zum ersten Mal ein eigenes
Pferd. Sie hieß Luise und war eine Araberstute gewesen, doch mein Mann meinte,
dass es besser sei, sich eine Reitbeteiligung zu suchen. Der Reitstall in dem
Jaqueline war befand sich sehr weit weg von unserem Heimatdorf Karlshuld,
deshalb erzählte mein Ehemann Oliver von einem Stall ganz in der Nähe, von dem
allerdings keiner von uns etwas wusste. Dieser Reitbetrieb hieß Pferdesport
Seitle und so kam es, dass meine Tochter dort eine Reitbeteiligung bekam. Nach
zwei Jahren kam schließlich Roxette aus Spanien nach Deutschland und Jaqueline
verliebte sich sofort in sie. Gleich in der ersten Woche ihrer Ankunft zeigte
sie mir Bilder von der Schimmelstute und begann damit, sich um sie zu kümmern.
Sie putzte die Stute und nahm nach kurzer Zeit bereits einige Reitstunden auf
ihr. Wir waren bei einigen dabei gewesen und irgendwie hatte jeder von uns
gespürt, dass das nicht das gleiche wie mit ihrer vorherigen Reitbeteiligung
oder Luise war. Rund um die Uhr ging Jaqueline uns mit Roxette auf den Nerv,
schrieb uns sogar einen Pro und Kontra Brief, der den Kauf des Pferdes
befürworten sollte. Doch mein Mann war sich nicht sicher, ob sie bei dem Hobby
bleiben würde, hatte immerhin auch sie schon öfter mit dem Reiten aufgehört.
Außerdem glaubte er nicht, dass sie dies allein schaffen würde und so sah ich meine
große Chance. Ich schlug ihm vor, dass ich meiner Tochter ja unter die Arme
greifen konnte und so gehörte Roxette schließlich ab dem 26.05.2012 uns. Am
Anfang nahm ich nur einmal pro Woche eine Reitstunde, heute besuche ich unser
Pferd allerdings 4 Mal in der Woche.
Seit einem halben Jahr kümmere ich
mich selbstständig um unsere Stute, gehe bereits bei einigen Ausritten und
Veranstaltungen mit. Durch Uta habe ich so viel gelernt wie in keiner meiner
bisherigen Reitstunden, vor allem, weil sie auch außerhalb der Stunden immer
für einen da ist und mir sehr geholfen hat. Ich bin mit meinen Leistungen sehr
zufrieden und habe mir nun auch einige Ziele gesteckt. Bei PSS fühle ich mich
sehr wohl, wir haben eine sehr offene, freundliche und hilfsbereite Gemeinschaft
die jeden Neuling gerne und mit einer Herzenswärme aufnimmt.
Ich kann jedem von euch nur raten,
euer Hobby auszuleben und euch zu trauen, wieder mit dem Reitsport zu beginnen.
Es lästert wirklich niemand über euch, grad im Gegenteil, man wird unterstützt
und angetrieben nicht aufzugeben. Ich bereue es nicht, wieder eingestiegen zu
sein und genieße nun die gemeinsame Zeit mit unserem Pferd. Ganz wie meine
Reitlehrerin gesagt hat: „Es ist nie zu spät!“
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